Der Tanz gehört mir
[nach einem Bild von Kerstin Bober]
Nach Feierabend füttere ich meine zwei Katzen.
Ich esse ein Brot mit Käse, dazu zwei Tomaten, trinke ein Glas Sekt.
Dann ziehe ich die Vorhänge zu.
Meine schwarze Bluse ziehe ich aus, meine Jeans, Schuhe und Strümpfe, ziehe meinen weißen Rock an, mit dem ich schon seit zehn Jahren tanze. Ich löse meine Haarspange, ich liebe es, wenn später die Haare über meine Haut gleiten.
Jetzt lege ich Musik auf. Keine Musik aus Ballettzeiten, mit Spitze und Zwang. Meine Musik ist die Sonne und das Meer, die Hitze und der Schweiß, die Lust und das Leben.
Ich schließe die Augen, atme einmal tief ein und spüre den Rythmus.
Meine Fußsohlen spüren das Holz, rauh, das Echo der Musik auf den Holzbohlen, Kälte und Wärme. Meine Hände spüren mich, meine Haare streicheln meine Brust. Ich versinke in den Trommeln und den Bläsern.
Wenig später fallen meine ersten Schweißtropfen – Stirn, Achseln, Brust, Bauch.
Meine Hände wirbeln durch den Raum, erwärmen die Luft, werden nass von meinem Körper – meine geschlossenen Augen dampfen vor Hitze.
Ich denke an nichts.
Nach vierzig Minuten ist Schluß.